Reinkarnation – Traum oder Wirklichkeit
Bevor ich auf die Reinkarnation eingehe, möchte ich
einen kleinen geschichtlichen Abriss des Reinkarnationsgedankens in der
westlichen Welt, im Christentum geben:
Der Reinkarnationsgedanke war den frühen Christen keineswegs unbekannt. Es mag für manchen christlich orientierten, gläubigen Menschen befremdend wirken, dennoch:
Erst auf der Synode der Ostkirche, die vom 05. Mai bis 02. Juni 543 stattfand, wurde diese Lehre, ohne Rücksicht auf die Auffassung des damaligen Papstes Vigilius, mit insgesamt neun Anathematas
(Bannflüchen) belegt. Interessant ist die Tatsache, dass Papst Vigilius an keiner einzigen Sitzung dieses Konzils teilnahm. Er weilte in der fraglichen Zeit zwar in Konstantinopel, dem Konzil aber,
an dem fast nur die Bischöfe der Ostkirche zugelassen waren, stand Eutychius, der Patriarch von Konstantinopel vor. Dieser Eutychius war als treuer und willfährigen Diener Kaiser Justinians bekannt.
Die Bannflüche wurden allesamt auf die Anweisung von Kaiser Justinian und seiner Gattin Theodora ausgesprochen. Dazu muss gesagt werden, dass Kaiser Justinian sich selbst als Oberhaupt der Kirche
verstand und entsprechend regierte. Papst Vigilius kam 537 durch die Einflussnahme Theodoras zu seinem Amt und wurde von dieser als ihren Gefolgsmann angesehen, der sich ihrer Auffassung zu beugen
hatte.
„Das vierwöchige Konzil endete am 02.Juni 553, aber erst am 08.Dezember 553 unterzeichnete Papst Vigilius unter dem unnachgiebigen Druck des Kaisers und aus Angst vor der Exkommunikation und vor der
Ernennung eines Gegenpapstes schließlich die Konzilakte…[1]“
Theodora, die Kaisergattin, hatte ein weiteres Motiv: „Sie war (nach Pocopius) die Tochter eines Bärenwärters im Amphitheater von Byzanz gewesen. Ihren kometenhaften Aufstieg zur Herrscherin des
Reiches begann sie als Kurtisane. Um mit ihrer schändlichen Vergangenheit ganz zu brechen, ließ sie später als sittenstrenge Kaiserin 500 ihrer ehemaligen Berufsgenossinnen misshandeln und martern.
Da sie nach den Gesetzen des Karma (die Origenes in seinen Schriften >De principiis< und >Contra Cerlsum< unmissverständlich bejaht hatte) in einem späteren Leben für diese Greueltaten
hätte büßen müssen, wirkte sie nun beim Kaiser darauf hin, die Wiedergeburtslehre einfach abzuschaffen. Von der Wirksamkeit dieser Aufhebung durch einen >göttlichen Beschluss< muss sie ganz und
gar überzeugt gewesen sein.[2]“
Das Interessante bei diesem kleinen geschichtlichen
Abriss ist die Tatsache, dass diese Bannflüche bis in die heutige Zeit noch gelten. -
Doch davon genug.
Was bedeutet „Reinkarnation“?
Die Seelenwanderung ist ein Grunddogma der Philosophie und Ethik der Hindus, Buddhisten und Jainas. Die Befreiung aus der Seelenwanderung und das Eingehen in das Nirvana (das Unbeschreibliche, d.
Autor) ist das Sehnsuchtsziel indischer Weisheit und Religiosität. Es stellt sich die Frage warum in den letzten Jahrzehnten der Reinkarnationsgedanke, der in den Schriften des Bhuddismus, des
Hinduismus und anderen Philosophieschulen und Religionen niedergeschrieben und gelebt wird, seinen Weg in die westliche Welt fand?
Immer mehr Gläubige in der westlichen Welt fragen sich, wo die Gerechtigkeit der Kraft bleibt, die als Gott benannt wird. Wo bleibt die Gerechtigkeit wenn folgendes stets und an allen Orten der Welt
geschieht:
Phrasen: "Wir leben nur einmal!“
Hinter diesem Spruch steht doch nichts anderes als die panische Angst, man könnte im Leben etwas versäumen, was nicht mehr aufzuholen ist. Deshalb sollen wir das Leben genießen und entsprechend
leben. Bietet die Lehre der Wiedergeburt nicht gerade das an, was der „Einmallebende“ versucht mit seiner ganzen Kraft zu erreichen. Am Ende seines Lebens, nicht alle Wünsche und Vorstellungen konnte
er verwirklichen, steht er da und fragt sich: „Warum ist es mir nicht gelungen all meine Wünsche umzusetzen?“
Die Antwort liegt doch auf der Hand: Weil ein Menschenleben für die Erfüllung aller Wünsche, wie z.B. große Klugheit, umfassendes Allgemeinwissen,
Empathie, Sympathie, Weisheit, Reichtum, absolute Hingabe und das Finden der ewigen Liebe in einem anderen Menschen zu kurz ist.
Was spricht gegen folgende These: Warum sollten wir das Leben nicht genießen, wenn wir mehrere Leben hätten? Ist nicht gerade die Fähigkeit das Schöne zu sehen und es auch zu leben, wenn die
Möglichkeiten dazu bestehen, bezeichnend für einen reifen Menschen. Gerade in der Wiedergeburt liegt die Chance alles was das Leben bietet aus Perspektiven zu betrachten, die uns in einem Leben
einfach verschlossen sein müssen.
Fragt man nach dem Sinn der Reinkarnation muss man sich auch gleich die
Frage nach dem Sinn des Lebens stellen.
Werden wir wirklich nur "zufällig" aus Lust und Liebe unserer leiblichen Eltern geboren und lösen wir uns als >Protoplasmahaufen< nach unserem Tod einfach auf und hören damit auch auf zu
existieren? Warum sollten wir uns im Leben abmühen, wenn doch alles in der totalen Auflösung enden würde? Wäre dies nicht furchtbar, furchteinflößend, unmenschlich, ja entsetzlich?Wäre es wirklich
so, müsste man die Aussage des Philosophen Nitschke: " Wir werden geboren um zu sterben" als absolute Wahrheit akzeptieren.
Ertragbarkeit
Mit nichts ist die Wahrhaftigkeit des Lebens besser zu erklären, die sogenannte Ungerechtigkeit, er reich, ich arm, - er gesund, ich krank, - er schön, ich
hässlich - etc., leichter zu ertragen, als durch die logische Konsequenz der Gesetzmäßigkeiten der Wiedergeburt und der darin enthaltenen karmischen Gesetzmäßigkeit.
Karma, das einfache Gesetz von Ursache und Wirkung, macht sich von einer Verkörperung zur nächsten geltend und stimmt völlig mit den beiden wohlbekannten biblischen Regeln (Galater 6,7 und Hosea 8,7)
überein: "Jeder wird ernten was er gesät hat" und "Wer Wind sät, wird Sturm ernten."
Annahme
Nehmen wir einmal an, die Reinkarnation wäre fester Bestandteil des Universums. Es gäbe keine andere Alternative - also kein Fegefeuer, in dem die unglücklichen Sünder (was immer sie
auch angestellt haben mögen) und die Ungehorsamen langsam aber schmerzhaft unter Wehklagen und Gejammer über ihrer Sünden langsam vor sich hinbruzzelten. Nehmen wir weiter an, es gäbe auch kein
Paradies, in das die frommen Gläubigen, allen voran die Pfarrer oder Priester, die Nonnen und Päpste und alle die auf dem Sterbebett in letzter Minute ihre Sünden einem sogenannten Vertreter des
Himmels auf der Erde gebeichtet und bereut hätten, kämen.
Alternative
Was bliebe für eine Alternative?
Die Vorstellung, dass jeder so gerichtet würde, wie er sich in diesem Leben gegenüber der Natur, den Tieren und seinen Mitmenschen verhalten hat.
Die Reinkarnation bietet jedem einzelnen die Chance seine Erfahrungen in allen
Bereichen des Lebens und in allen möglichen und unmöglichen Situationen zu
machen.
Einfühlungsvermögen
Man stelle sich lediglich das eigene Einfühlungsvermögen vor, wenn man jemanden sieht, dem der Gipsverband im Hochsommer enorm auf der Haut juckt.
"Stelle dich nicht so dran, reiße dich zusammen, sei tapfer" und noch mehr bekommt der arme Tropf dann zu hören, wenn sein Gesprächspartner noch nie einen Gipsverband für längere Zeit am Körper
tragen musste. Machte der besagte Gesprächspartner und Ratgeber aber schon einmal die gleiche schmerzhafte Erfahrung, litt er auch schon einmal unter einem juckenden Gipsverband, dann wird
klar, dass jetzt ganz andere Ratschläge zu hören sind. Nämlich solche, die von tiefem Mitgefühl und Verständnis geprägt sind. Doch diese Chance zu verstehen geht noch viel weiter. So kam vor Jahren
ein junger, sehr intelligenter Mann zu mir in die Praxis. Er wollte eine Regression, eine Rückführung vor die Geburt. Der Grund für diesen Wunsch lag in dem starken Leidensdruck begründet, in den
dieser durchaus sympathische Mensch geraten war, weil er seit frühester Kindheit unter den Hänseleien seiner Mitschüler litt, die ihn wegen zwei verkrüppelten Händen aus ihrer Runde ausschlossen.
Nicht immer. Aber immerhin.
Er fragte sich, warum gerade ich? Warum muss ich dieses Schicksal ertragen? Die Antwort darauf ergab sich in der Regressionssitzung, in der er sich im 1900 frühindustriellen Jahrhundert als
Fabrikbesitzer sah, der in der rechten Hand ständig eine Reitpeitsche trug. Ert misshandelte die bei ihm beschäftigten Frauen und nutzte seine Machtposition gnadenlos aus um die von ihm abhängigen
Menschen zu demütigen, zu missbrauchen, sie sexuell zu nötigen. Obwohl in der Regression (Rückführung vor die Geburt in Tieftrance) nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen war, beschrieb der junge Mann
die von ihm erlebte Regressionspersönlichkeit als "ekelhafte Type".
Es stellt sich eine weitere
Frage:
Werden wir wirklich nur "zufällig" aus Lust und Liebe unserer leiblichen Eltern geboren und lösen wir uns als Protoplasmahaufen nach unserem Tod einfach auf
und hören damit auch auf zu existieren? Worin liegt bei dieser Betrachtungsweise der Sinn des Lebens? Warum sollten wir uns abmühen, wenn doch alles in der totalen Auflösung enden würde? Warum
lernen, Wissen anhäufen, wenn am Ende doch alles verloren ist? Wäre dies nicht furchtbar, furchteinflößend, unmenschlich, ja entsetzlich?
Gott als Sadist?
Nach der christlichen Glaubenslehre ist das Neugeborene, das zwei Atemzüge macht, vielleicht auch eine Stunde lebt und nicht getauft werden konnte, futsch für alle Ewigkeiten. - Pech gehabt. Der
Südseeinsulaner, der Eingeborene, der Eskimo der in seiner eigenen Religion verbunden ist, so lebt, dass kein Lebewesen, durch seine Existenz benachteiligt oder geschädigt wird, der so lebt, dass
keine natürlichen Ressourcen widernatürlich ausgeplündert werden, der anderen hilft, eine gute Seele ist, aber leider nicht im christlichen Sinn getauft wurde.... - futsch für alle Ewigkeiten -
Pech gehabt!
Die unglückliche, vom katholischen Ehemann misshandelte, vergewaltigte Gattin, die sich, zum Schutze ihres Lebens und vielleicht das ihrer Kinder, scheiden lässt...- Verstoß gegen das heilige
Sakrament der Ehe..... - Todsünde.....- futsch für alle Ewigkeiten.
Diese unerfreuliche Reihe könnte man nach Belieben fortsetzen. Außer Frustration auf die tunnelhafte Auslegung der göttlichen Liebe bringt dies aber nichts.
Wären die oben aufgezeigten Auffassung mit den Gesetzen des Kosmos stimmig,
bliebe nur eine Schlussfolgerung: Gott ist der größte Sadist! Und genau das glaube ich nicht!
Vor einigen Tagen las ich einen weißen Spruch von Martin Luther: „Glaube ohne Liebe ist nichts wert.“ Gott ist Liebe. Im Altertum gab es schon die Aussage: „Die Götter sind gnädig, die Priester
grausam.“
Jesus von Nazareth
Jesus lehrte , dass der Vater im Himmel ein Gott der Liebe sei. Verständnis und Toleranz waren die Grundpfeiler seiner
Lehre.
Die
Reinkarnationslehre, die immer mehr zu einer persönlichen Erfahrung für den einzelnen Suchenden wird, widerspricht nur den erstarrten christlichen Dogmen; nicht und niemals den Lehren der großen
Wahrheitssucher und Jesus Christus. Es ist sogar irrig anzunehmen, das Christentum und die Reinkarnationslehre unvereinbar seien.
Die Reinkarnationslehre gibt uns die Möglichkeit des Verständnisses für viele Dinge des Lebens, für Ungerechtigkeiten und für die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Wird uns aber
bewusst, dass sich immer wieder Seelen inkarnieren, die in früheren Existenzen miteinander verbunden waren, dann wird auch hier die Hoffnung und die Liebe, die Gott ausstrahlt, die Liebe die uns von
ihm gegeben wird, deutlich.
Die Erfahrungen, die auch ich durch viele hundert Regression mit Patienten machen konnte, zeigen auf, dass nur Grund für Hoffnung und Vertrauen besteht.
Keine Angst vor dem leiblichen Tod sollte uns Zuversicht auf die Liebe Gottes beeinträchtigen.
Wir werden nie endgültig von geliebten Menschen getrennt.
Der Tod ist nicht das absolute Aus für Liebe, Hoffnung und Leben. Er stellt lediglich eine Pforte durch die wir gehen werden - jeder von uns.
Wir treffen immer wieder mit den Seelen zusammen, die wir lieben und auch die Seelen, die wir zu unserer persönlichen seelischen Reifung benötigen. Wird uns bewusst dass wir letztendlich
unsterblich sind, dann verliert der Tod seine furchterregende Macht über uns. Wir erkennen, dass wir Geistwesen sind, die zwar lange Zeit immer wieder durch dieses Tor der Wandlung, genannt Tod,
gehen, aber irgendwann erkennen, bewußt sich erinnern, wer sie sind.
Dalai Lama
Jeder, der von Reinkarnation, vom Dalai Lama (den ich persönlich sehr verehre), von der buddhistischen oder der
hinduistischen Religion hört, soll sich seine kritische Fähigkeiten bewahren und nichts ungefragt aus einer momentanen Stimmung übernehmen. Jede Religion, soweit sie die Menschenrechte, die
Gleichheit von Mann und Frau, die Liebe und die Toleranz lehrt und die Kritikfähigkeit der Gläubigen akzeptiert, hat ihre Daseinsberechtigung.
Wechsel der Konfession?
Antwort: NEIN! Ein Wechsel von einer Glaubensrichtung in eine andere Religion bringt
herzlich wenig. Ich kann als Christ, als Moslem, als Buddhist oder als Angehöriger irgendeiner Religionsgemeinschaft gläubig und fromm - oder das Gegenteil davon leben. Nicht das Mäntelchen, das ich
mir umhänge zählt, was zählt sind meine Taten, ist die Summe meiner Handlungsweisen in dem jeweiligen Leben. Nicht die Religion ist für das Seelenheil verantwortlich, die Lebensweise und
damit der Umgang mit sich selbst und anderen Lebewesen zeigt auf welchen Geistes Kind man ist.
Welche Konfession hat Gott? Gott oder das göttliche Wesen gehört keiner Konfession an. Gott ist Gott. Wir sollten nicht versuchen ihn zu beschreiben. Dies wäre ein Ding
der Unmöglichkeit!
Die Reinkarnationslehre gibt uns die Chance einiges zu verstehen, was uns ansonsten unverständlich und grotesk erscheint. Vielleicht hilft dieser kleine Aufsatz dem Einen oder Anderen sein Leben
besser zu verstehen und hilft ihm auch mit seinem speziellen Schicksal nicht zu hadern. Gott lässt uns alle Freiheiten. Er führt uns auch in unseren Versuchungen. Ob wir seine Hilfe annehmen ist
allein unsere Sache.
Roland S.
Herzhauser, Heilpraktiker und Buchautor
Copyright 2013
[1] Reinkarnation die umfassende Wissenschaft der Seelenwanderung von Ronald Zürrer, Sentient Press, Zürich
[2] Reinkarnation die umfassende Wissenschaft der Seelenwanderung von Ronald Zürrer, Sentient Press, Zürich