„Hypnose“. Schon allein dieses Wort weckt in vielen Menschen Ängste, Befürchtungen, Vorstellungen von machtvollen Anwendungen geistiger Kräfte aus, denen man sich nicht erwehren kann. Es erscheint mir wichtig, an der Stelle, in den ersten Zeilen meines kurzen Abrisses über die Hypnose klarzustellen, dass die Hypnosetechnik von jeder Person zu erlernen ist, die einigermaßen klar denken kann. Die Hypnose, wie im Vorsatz schon bezeichnet, stellt eine Technik dar deren Zweck darin besteht andere Menschen zu beeinflussen. Vor Jahrtausenden in der medizinischen Anwendung der alten Kulturen (z.B. bei den ägyptischen Priesterärzten, bei den alten Griechen) erfolgreich angewandt, haftet der Hypnosetechnik auch heute immer noch ein Hauch der Esoterik an. Es wird den Hypnotiseuren oftmals eine besondere Begabung, eine außergewöhnliche Fähigkeit, besondere spirituelle Reifung, göttliche Auslese etc. unterstellt. Es darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass besonders bei Bühnenhypnosen diese unsinnige Meinung von den dort sich produzierenden Hypnotiseuren auch noch forciert wird. Die Hypnose wird bewusst, wie auch unbewusst, seit dem Aufflackern der ersten Erkenntnis in der Menschheit , vorwiegend von den Frauen angewandt. Jede Mutter, die ihr Kind in den Schlaf singt, ihm tröstend die aufgeschlagenen Knie anpustet und beruhigend auf es einspricht, wendet eine bestimmte Form der Hypnose, nämlich eine helfende, beruhigende Suggestion an.
Es ist überliefert, dass in den ältesten, unserer
Geschichtsschreibung bekannten Kulturen, die Hypnose von Priestern als Heilverfahren für die unterschiedlichsten
Krankheiten genutzt wurde. Entzifferte Keilschriften der Sumerer lassen erkennen, dass Suggestionen zur Heilung angewandt wurden. Der >Papyrus Eber< (ca. 1500 v.Chr.) aus dem antiken Ägypten, berichtet von der Anwendung
der Hypnose. Es gilt als ältestes schriftliches Zeugnis, auch für hypnotische Induktionstexte (Edmonston, 1986).
Das Versenken in Selbsthypnose, sitzend über einer Felsspalte, aus der vulkanische Dämpfe aufstiegen, wurde in Delphi, Griechenland als rituelle Induktion desOrakels genutzt. Auch der sogenannte Tempelschlaf wurde durch Hypnosetechnikenherbeigeführt und aufrecht erhalten und diente dieser der Heilung des Patienten.
In unserem Kulturkreis waren es die keltischen Druiden, die unter Verwendung von monotonen Gesängen dafür empfängliche Menschen, sogenannte Medien, in hellseherische Träume versetzen.
>Aus dieser langen Tradition wird deutlich, dass
es schon immer möglich war Menschen im Denken und bei ihren körperlichen Reaktionen zu beeinflussen und dadurch Heilung zu erlangen. Der Arzt Bombastus von Hohenheim (1493-1541), besser bekannt als
Paracelsus, nutzte die heilende Wirkung der positiven Suggestion.
Damals schon sah Paracelsus den "inneren Arzt" als den besseren Arzt an.< (Auszug aus: http://www.hypnosecoach.de/geschichte.htm) Aber erst mit Franz Anton Messmer (1734-1815) wird der Hypnose endgültig der
mystisch-religiöse Nimbus genommen. Auch durch Schultz, der 1932 das
Autogene Training, dieses aus Komponenten der Hypnose- und Yogatechnik entwickelte, kam die Hypnose wieder mehr in das Bewusstsein der Therapeuten.
Doch, wie definiert man eigentlich >Hypnose<?
Hierüber streiten sich die Gelehrten. Bei
EEG‑Untersuchungenkonnten die unterschiedlichsten Ergebnisse erzielt werden. Bei einigen Patienten veränderte
sich das EEG überhaupt nicht. Bei anderen konnten Kurven festgestellt werden, die nicht eindeutig zu interpretieren waren. Es wurden EEG‑Bilder aufgezeichnet, die auf Veränderungen des
Bewusstseinszustands in Form von Ober‑ oder Unterfunktionen hindeuteten: - Verlangsamung der EEG‑ Wellen, die an einen Zustand des
Vorschlafs denken ließ; -
Dissynchronisation der Alpha‑Aktivität, Akzentuierung der okularen Artefakte, was auf einen überwachen Zustand
hinwies.
Die Erfahrungen, die ich in der eigenen Praxis über
dreieinhalb Jahrzehnte hinweg machen konnte, lassen mich zu der Auffassung kommen, dass die Hypnose ein Zustand der gesteigerten Konzentration und keineswegs ein Zustand des tiefen, bewusstlosen
Schlafes ist.Was ist Hypnose?
Diese Frage wird immer wieder gestellt. Und immer wieder kann man nur eine subjektive Beantwortung dieser Frage bieten. Die unterschiedlichsten psychologischen Richtungen ‑ angefangen von Mesmers Theorie vom animalen oder tierischen Magnetismus bis hin zur Deutung im alphabetischen Handbuch für Psychiatrie (1952) ‑ geben eine nur unbefriedigende Erklärung der Phänomens Hypnose ab.
Eine exakte Definition für die Hypnose, eine wissenschaftliche Erklärung warum sie so wirkt, wie sie wirkt gibt es auch heute noch nicht.
Die Kommission der British Medical Association arbeitete 1955 eine Definition aus. Diese besagt, dass die Hypnose:
„ein vorübergehender Zustand veränderter Aufmerksamkeit beim Patienten, ein Zustand, der von einem anderen Menschen hervorgerufen werden kann und in dem verschiedene Phänomene spontan oder als Reaktion auf verbale oder andere Reize auftreten können. Diese Phänomene umfassen eine Veränderung des Bewusstseins und des Gedächtnisses, gesteigerte Empfänglichkeit für die Suggestion, Antworten und Gedanken beim Patienten, die ihm in seinem gewohnten Geisteszustand nicht vertraut sind. Unter anderem können im hypnotischen Zustand Phänomene wie die Anästhesie (Schmerzbetäubung, d. Autor), die Paralyse (vollkommene Bewegungslähmung(med. als Folge von Schädigungen in den motorischen Nervenbahnen, d. Autor)), die Muskelstarre und vasomotorische Veränderungen (Vasomotoren = Gefäßnerven; vasomotorisch = Erweiterung oder Verengung der Blutgefäße durch verschiedene Spannungszustände der glatten Gefäßmuskulatur und der Wirkung der Gefäßnerven, d. Autor) hervorgerufen oder unterdrückt werden."
FalscheVorstellungen, oft wird das Varieté
angesprochen, müssen gleich zu Beginn einer Behandlung ausgeräumt werden. Hypnose, die im Varieté durchgeführt wird, hat mit dem Willen der Probanden zu tun, die sich auf der Bühne produzieren
wollen. Immer wieder werde ich darauf angesprochen, dass die Personen, die im Varieté oder im TV hypnotisiert werden, alles mit sich machen lassen. „Bin ich Ihnen willenlos ausgeliefert? Weiß ich
anschließend nichts mehr von dem, was Sie mit mir anstellten?“, höre ich oft. Dazu kann ich nur sagen, die Zeitgenossen, die sich
freiwillig in der Öffentlichkeit zu einer Hypnosesitzung melden, wissen, dass sie in der Trance als Kaninchen über die Bretter hoppeln, eine Zitrone als Apfel essen oder sonstigen Unfug mit ihnen
angestellt wird – und sie sind dazu bereit, sind damit einverstanden. Der Schaustellerhypnotiseur sucht sich seine Teilnehmer aus einer großen Menschenmenge aus und kann solche Interessierte
aussondern, die seiner Meinung nach sich weniger gut zur Hypnose eignen - und wenn er dazu fähig ist ‑ bei denen er einen psychischen oder körperlichen Defekt vermutet. Die Hypnose, die im Varieté
durchgeführt wird, hat mit dem Willen der Probanden zu tun, die sich auf der Bühne produzieren wollen. Patienten, die sich einer Hypnotherapie unterziehen, wünschen eine Verbesserung ihres
seelischen Zustandes, möchten an ihren Ängsten oder selbsterlebten Fehlverhalten usw. arbeiten. Hier ist eine sanfte, einfühlsame und auf den einzelnen Menschen abgestimmtes Vorgehensweise
wichtig. Während der
therapeutischen
Hypnosesitzung besteht das Phänomen des Rapports. Als Rapport wird die Verbindung, während der Hypnose, zwischen Therapeut und Hypnotiseur bezeichnet. Der Patient erlebt jedes Wort des Therapeuten
bewusst, weiß auch nach der Behandlung alles was gesprochen oder geschehen ist. Eine Suggestion, die gegen die moralische, willentliche, religiöse oder ethische Einstellung des Patienten verstößt,
bewirkt eine sofortige Unterbrechung des Trancezustandes. Der Patient wird regelrecht, selbst aus der tiefsten Trance, geschleudert und in seinen kritischen Wachzustand versetzt. Bewirkt wird dieses
unbewusste Verhalten durch das in jedem Menschen vorhandene Alarmsystem, Selbsterhaltungstrieb, genannt.
Stellt die Tiefe des Trancezustandes einen Parameter für den Erfolg der Hypnose dar?
Leider nein. Je nach Patient, nach
Orientierung auf die physische oder psychische Seite wirkt die Trancetiefe verschieden. Ein Somnalbuler (Schlafwandler) kann in sich in tiefster Trance befinden und dennoch weniger von den
Heilsuggestionen aufnehmen wie ein Patient der sich in leichter bis mittlerer Trance befindet. In
der medizinischen, psychologischen Anwendung der Hypnose hat es der Therapeut mit Personen zu tun die unter seelischen oder körperlichen Beschwerden leiden, die Ängste oder Verhaltensstörungen
aufweisen, die eine Verbesserung oder Änderung bestimmter gelebter Grundmuster erreichen möchten Diese Menschen benötigen eine sorgfältige Einführung, eine vollständige Aufklärung und
eine gemeinsame Absprache der in der Behandlung zu gebenden Suggestionen. Vertrauen heißt die Grundvoraussetzung dieser Art der Behandlung. Und zwar Vertrauen vom Patienten, dass der
Therapeut sein Bestes für ihn will und Vertrauen im Therapeuten, dass der Patient auch wirklich bereit ist, auch außerhalb der Therapiestunde, an sich zu arbeiten. Der Heilungsprozess,
der mittels des Einsatzes der Hypnose wirkt, stellt einen fortlaufenden Prozess dar. Die Hypnose wirkt kumulativ. Das heißt, jede, auf die erste Behandlung folgende, Behandlung verstärkt die
Wirkung der vorangegangenen Therapiesitzung. Doch auch für den Therapeuten gibt es bestimmte ethische
und fachliche Vorgaben. Entscheidet sich ein Therapeut für die Anwendung der Hypnose im Rahmen einer psychologisch orientierten Behandlung, so hat er sich gewissen Anforderungen, zum Wohle des
Patienten, zu stellen. So ist es für den Therapeuten wichtig zu erkennen, dass er den festen Glauben hat, dass die Therapie dem Patienten hilft und dass er mit dem Patienten arbeiten möchte. Aber
auch für den Patienten gibt es ein Kriterium, das er unbedingt beachten sollte. Es ist besonders wichtig, dass er Vertrauen zu seinem Behandler finden
kann. Stellt er schon beim ersten Gespräch fest, dass eine gewisse Antipatie, eine innere Ablehnung gegenüber dem
Therapeuten besteht, sollte er so frei sein und
sich für einen anderen Behandler entscheiden.
Abschließend wäre noch die Frage der Indikation zu klären.
Bei welchen Erkrankungen kann die Hypnose eingesetzt werden?
Die Hypnose kann nicht nur bei Krankheitszuständen eingesetzt werden. Auch zur Leistungssteigerung, zur Findung der eigenen Mitte, zur Steigerung des Selbstbewusstseins, bei Prüfungsängsten, Panikattacken, Schüchternheit, Stottern kann die Hypnose helfen. Grundsätzlich wird die Hypnose bei allen somatischen und psychischen Erkrankungen eingesetzt. Hier seien beispielhaft aufgeführt:
Auflistung möglicher Indikationen nach Dr.med.L. Chertok:
-
Systemarterielle Hypertonie, Herzneurose, Rythmusstörungen, - Angina pektoris, - Verminderung der Angst, - Asthma, - Appetitzügelung durch Hypnose, - Ulcus duodeni, - Gastrits, - Enuresis nocturna
(nächtliches Bettnässen), - Inkontinenz, - Impotenz, - Vorbereitung auf die Geburt und bei der Geburt, - Entfernung von Warzen, - Ekzeme, - Psoriasis, - Urtikaria, - Neurodermitis, -
Kreishaarschwund, - Erfolge bei Stottern und Tics, - Anästhesie beim Zahnarzt, - gegen Brechreiz (Gegenstand im Mund), - Ursachenforschung, - Formen der Neurosen. - Angstneurose, -
Prüfungsangst z.B. Führerscheinprüfung, - bei Phobien als beruhigendes Adjuvans, - bei Zwangsneurosen als Adjuvans zur Psychotherapie, - bei Psychosen als Adjuvans zur Beruhigung, - Erfolge bei
Alkoholikern wie auch bei Rauchern, - anästhesiologie Wirkung der Hypnose auf Schmerz, - Angst vor Operationen, - in der Cancerologie Einsatz der Hypnose zur Linderung der Schmerzen, - Einwirkung zur
Stärkung des Willens zur Gesundung.
Vor dem Einsatz der Hypnose muss die medizinische Abklärung unklarer körperlicher Schmerzzustände, unklarer anfallsweise auftretende Ausfallerscheinungen des Bewusstseins durchgeführt werden.
Lediglich, und das ist besonders wichtig, bei einer akuten Psychose sollte die Hypnose nicht angewandt werden, da eine Verschlimmerung des Krankheitsbildes (Auslösung eines weiteren Schubs) nicht ausgeschlossen werden kann.
Abschließend betrachtet stellt die therapeutische Anwendung der Hypnose m.E. die angenehmste Art einer Behandlung dar.
Ob Raucherentwöhnung, Behandlung von Übergewicht,
Regressionen (durch das
Versetzen in die Kindheit oder vor die Geburt), alles was mit dem Willen des Patienten einhergeht, wird zur Verbesserung oder gar zur Heilung beitragen.
Gerade bei der Raucherentwöhnung, bei der Gewichtsreduktion, werden in meiner Praxis beste Ergebnisse erzielt. Wichtig bei diesen Hypnoseanwendungen ist die Absicht des Patienten eine Änderung seines Verhaltens wirklich zu wollen.
Die langjährige Erfahrungen in meiner Praxis zeigen, dass bei Krebserkrankungen die Hypnose, zusätzlich zu den schulmedizinischen Anwendungen, für eine innere Ruhe, Hoffnung und verstärkte Lebensenergie sorgen. Der Verlauf einer medizinisch diagnostizierten Heilungsaussicht, wird durch den positiven Einfluss der Hypnose auf die Psyche verstärkt.
Roland S. Herzhauser,
Heilpraktiker
und Buchautor
Eine weitere Erklärung der Hypnose und der Hypnotherapie nach Milton Erickson, entnommen von Wikipedia, können Sie ebenfalls hier einsehen.
Hypnotherapie
Als Hypnotherapie oder Hypnosepsychotherapie werden heute Therapieformen zusammengefasst, die u. a. das vorhandene Wissen über die Wirkung von Trance und Suggestionen therapeutisch nutzen. Um Heilungs-, Such- und Lernprozesse zu fördern, wird entweder Hypnose im mehr formalen Sinn praktiziert oder es werden alltägliche Tranceprozesse für die therapeutische Arbeit genutzt. Daneben kann Hypnotherapie auch als Selbsthypnosetraining bzw. Erlernen von (Tiefen-)Entspannungsübungen gestaltet werden.
Geschichte
In Australien war Ainslie Meares ein Pionier der Hypnotherapie.
Im anglo-amerikanischen Gebiet wurde die Hypnose zunächst bei Verhaltensproblemen, Neurosen, psychosomatischen Erkrankungen und in der Medizin erfolgreich angewendet, u. a. vom Psychiater Milton H. Erickson, der heute als Begründer der modernsten Form der Hypnose, der Hypno(psycho)therapie oder der klinischen Hypnotherapie gilt.
Ablauf und Methoden
Der Umfang der Therapie beschränkt sich oft auf wenige Sitzungen. Die Behandlung geschieht auftragsorientiert: Der Therapeut ermittelt mit den Klienten Ziele, die in der weiteren Beratung verfolgt und deren Erreichen am Ende überprüft werden. Voraussetzung für eine gelingende Therapie ist der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung für das Verfolgen der gemeinsam gesetzten Ziele.
In der Regel wird im therapeutischen Kontext zwischen der Hypnose und der eigentlichen therapeutischen Arbeit unterschieden. So kann die Tiefenentspannung und sogenannte hypnotische Trance durch verschiedene Verfahren induziert werden; im therapeutischen Teil kann rein hypnotherapeutisch gearbeitet werden, es können aber auch Elemente aus anderen psychotherapeutischen Verfahren einfließen.
Charakteristisch aber nicht notwendig ist der Einsatz von Suggestion und die Einleitung und Nutzung eines durch vorherige Tiefenentspannung veränderten, aber jedenfalls wachen Bewusstseinszustandes. Diese Form des Wach-Bewusstseinszustand wird hypnotische Trance genannt. Andere Meditations-Techniken wie z. B. Mantra-Meditation oder Vocal meditation, die auch zu Trance oder trance-ähnlichen Zuständen führen können, werden heute ebenfalls von manchen geschulten Therapeuten hypnotherapeutisch genutzt; man kann dann auch von „therapeutischer Meditation“ sprechen.
Hypnotherapie nach Erickson
Die moderne Hypnotherapie wurde stark durch Milton H. Erickson geprägt. Bei der Hypnose nach Erickson handelt es sich um eine kommunikative Kooperation von Therapeut und Klient, wobei der Hypnotherapeut dem Klienten hilft, in eine hypnotische Trance zu gelangen und diesen Zustand für die Veränderungsarbeit zu nutzen. Im Tiefenentspannungszustand steht die vom Bewusstsein des Klienten ausgeübte Kontrolle mehr im Hintergrund, dadurch öffnen sich Zugänge zu unbewussten Prozessen. Der Hypnotherapeut nutzt unter anderem Metaphern, Sprachbilder, Analogien und Wortspiele, um bei dem Klienten in Trance neue Ideen und Lösungsmöglichkeiten für seine Probleme anzuregen. Die Kontrolle darüber, welche dieser Ideen er annimmt und wie er sie nutzt, bleibt dabei vollkommen beim Klienten.
Erickson hatte dabei ein erweitertes Verständnis vom Unbewussten, als es bis dahin mancherorts in der Psychotherapie üblich war. Er glaubte, dass das Unbewusste auch eine Quelle von Ressourcen und Kreativität darstellt, und nicht, wie im engeren Freudschen Sinn, vorwiegend der Sitz des Abgelehnten und Verdrängten sei. Auch er sah allerdings im Bewusstsein eher einen Störfaktor für Persönlichkeitsveränderungen und versuchte, den analytischen Verstand mit Tranceinduktionen abzulenken, um dem Unbewussten Raum zu geben für kreative Veränderungen im Klienten.
In seinen späten Lebensjahren hat Erickson keine klassischen Tranceinduktionen mehr angewendet. Er war ein Meister der Sprache, der durch Geschichten und Metaphern natürliche Trancezustände anregte und nutzte. Ericksons sprachliche Fähigkeiten haben viele seiner Schüler fasziniert. Ernest Rossi sowie Richard Bandler und John Grinder haben versucht, die hypnotischen Sprachmuster in ihren Büchern explizit lernbar zu machen. Die Wirksamkeit der „Erickson’schen Hypnotherapie“ ist seit vielen Jahrzehnten erprobt und erwiesen. Bedeutende amerikanische Vertreter der Erickson’schen Hypnotherapie sind Jeff Zeig, Ernest Rossi, Jay Haley und Stephen Gilligan.
Indikation
Die Wirksamkeit von Hypnotherapie wurde in Studien nachgewiesen. Die folgende Tabelle[1] aus dem Jahr 2003 orientiert sich an den im ICD-10 gelisteten Störungen. Bei den in der mittleren Spalte genannten Störungen ist die Anwendung empirisch gut bewährt. In den in der rechten Spalte gelisteten Fällen ist die Anwendung vielversprechend, aber – bisher – ohne ausreichenden empirischen Beleg.
Kategorien nach ICD-10 |
Störungsbereiche mit empirisch belegter Wirksamkeit |
Weitere indizierte Störungsbereiche |
Affektive Störungen (F3) |
Depression, Hypomanie |
|
Angststörungen (F40, 41, 42) |
Phobien |
Panikattacken, Zwang |
Belastungsstörungen (F43) |
akute Belastung, posttraumatische Belastung, Anpassungsstörung |
|
Dissoziative, Konversions-, Somatoforme Störungen (F44, 45, 48) |
somatoforme Schmerzen, Reizdarm, Fibromyalgie u. a. |
autonome Funktionsstörungen, Konversionen, Hypochondrie, Dissoziative Identitätsstörung, Amnesie, Fugue, Stupor |
Essstörungen (F50) |
Essattacken, Körperbild bei Essstörungen |
Bulimie, Anorexie |
Andere Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen (F51, 52, 21) |
Schlafstörungen, sexuelle Störungen |
|
Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten (F54) |
Operationsschmerz, Geburtsschmerz, Krebsschmerz, Migräne u. a. |
Tinnitus |
Persönlichkeitsstörungen (F60) Verhaltensstörungen (F63–69) |
Abnorme Gewohnheiten, Störung der sexuellen Identität und der sexuellen Präferenz, strukturelle Frühstörungen |
|
Abhängigkeit und Substanzmissbrauch (F1, 55) |
Alkoholismus, Missbrauch von psychotropen Drogen |
|
Schizophrenie und wahnhafte Störungen (F29) |
Schizophrenie ohne Intelligenzminderung |
|
Hirnorganische Störungen |
Lähmung nach Insult, Infarkt, bei MS |
|
Zusätzlich |
Adipositas |
|
Kinder und Jugendliche |
Schmerzkontrolle, Enuresis, Übelkeit und Erbrechen bei Krebs |
Tics, Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens |
Kontraindikation
Absolute Kontraindikation besteht meist bei einer akuten Psychose, psychotischen Zuständen (Manie, schizophrener Schub) und bei paranoiden Vorstellungen. Da eine grundsätzliche Therapiemotivation notwendig ist, können antisoziale Persönlichkeitsstörungen durch Hypnose kaum beeinflusst werden.
Relative Kontraindikation liegt meist dann vor, wenn Rapportverlust während der Hypnose droht, wie bei schweren Borderline- und narzisstischen Störungen. Ursächlich ist die veränderte Realitätsorientierung in der hypnotischen Trance, die nur dann genutzt werden kann, wenn der Rapport aufrechterhalten bleibt.
Die Anwendung bei histrionischer Persönlichkeitsstörung ist umstritten. Einerseits ist zwar meist eine hohe Suggestibilität bei den Patienten vorhanden, andererseits jedoch wird die Gefahr des „Agierens“ vermutet.
Keine direkte Kontraindikation besteht bei traumatisierten Personen, jedoch ist in diesen Fällen ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen erforderlich. Insbesondere bei Missbrauchsopfern kann die Situation der Hypnose mit der meist stark asymmetrischen Rollenverteilung das Gefühl der Ohnmacht des Patienten wecken, das gerade therapeutisch bearbeitet wird. Wird vermutet, dass nicht erinnerbare Kindheitstraumata symptomauslösend sind, so ist zu beachten, dass die Gefahr von Fehlerinnerungen und induzierten Verzerrungen besteht.
Anerkennung als Psychotherapiemethode
In Deutschland wurde die Hypnotherapie vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie im Jahr 2006 als wissenschaftliche Psychotherapiemethode im Sinne des § 11 des Psychotherapeutengesetzes für Erwachsene in bestimmten Anwendungsbereichen anerkannt. In Österreich ist Hypnotherapie – unter dem Namen „Hypnosepsychotherapie“[3] – eine gesetzlich anerkannte Psychotherapierichtung auf tiefenpsychologischer Basis.
Die Anerkennung als wissenschaftliche Psychotherapiemethode[4] im Sinne des § 11 des deutschen Psychotherapeutengesetzes erstreckt sich auf folgende Anwendungsbereiche und kann damit auf Antrag von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden:
Weiterhin wird sie nicht als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten gemäß § 1 Abs. 1 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten empfohlen.
Der Einsatz der Hypnose in der Medizin und in der Psychotherapie ist gesetzlich geregelt. Sie gehört zu den von den deutschen Krankenkassen anerkannten Leistungen und wird auch als Ergänzung zu vielen herkömmlichen Methoden eingesetzt.
In Österreich ist die langjährige Ausbildung zum Hypnopsychotherapeut gesetzlich geregelt. Sie ist auf wissenschaftliche, psychoanalytische und tiefenpsychologische Theorien bzw. Betrachtungsweisen in Verbindung mit verhaltenstherapeutischen Vorgehensweisen aufgebaut.
Risiken
Prinzipielle Risiken bei der Anwendung von Hypnose sind:
Copyright 2012-06-12